Ideologie statt gesundem Menschenverstand: Historische Chance auf weniger Tabakrauchtote soll torpediert werden

Dieses Anschreiben wurde an alle Abgeordneten des Europäischen Parlaments versendet.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die IG-ED e.V. ist der erste nicht-kommerzielle Verein von deutschsprachigen E-Dampfern (wie sich die Nutzer der E-Zigarette selbst nennen). Wir arbeiten unentgeltlich und unabhängig von Herstellern und Händlern mit dem Ziel, über die "E-Zigarette" aufzuklären und die vielfach kursierenden Missverständnisse bzw. Fehlinformationen richtigzustellen. Wir möchten betonen, dass wir keinerlei kommerzielle Interessen vertreten - die Tätigkeit der IG-ED e.V. wird ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie viele Eigenleistungen der Mitglieder getragen.

Seit der Vorstellung des Vorschlages der EU-Kommission zur Tabakrichtlinie im Dezember 2012 sind wir mit dem Europäischen Parlament, allerdings bisher in erster Linie mit dem ENVI-Ausschuss, im Gespräch. Es fanden unter anderem zwei Besuche in Brüssel statt - sowohl auf Einladung von Herrn Karl-Heinz Florenz (Schattenberichterstatter) sowie Frau Linda McAvan (Berichterstatterin) - Letzteres war allerdings im Nachhinein betrachtet eine Alibiveranstaltung.

Leider müssen wir einsehen, dass bisher alle unsere Bemühungen faktenorientiert aufzuklären nicht zum erwarteten Verständnis geführt haben: Seit dem 10.07.2013 steht fest, dass der ENVI-Ausschuss eine in ihrer derzeitigen Form lebensrettende Alternative zu Tabakzigaretten in der Tabakrichtlinie zum Medikament machen will. Daran ändern auch alle beschönigenden Worte verschiedener ENVI-Politiker nichts.

Die E-Zigarette hat nur dann eine Chance, auf breiter Front Leben zu retten, wenn sie völlig unideologisch und frei von einschneidenden Restriktionen weiterbestehen kann - als Alternative zum Nikotinpflaster und mit dessen "Spaßfaktor" hat sie diese Chance nicht.

Für uns sieht es so aus, als habe ENVI eine Entscheidung getroffen, die der Pharmaindustrie ein weiteres lukratives Geschäftsfeld eröffnet. Wer außer der Pharmaindustrie - und evtl. der Tabakindustrie - sollte es sonst zuwege bringen, Zulassungen von E-Zigaretten als Arzneimittel zu finanzieren? Die expandierenden mittelständischen Betriebe werden diesen Aufwand sicher nicht betreiben können, schon jetzt gibt es Hinweise auf Schließungen. Sehr viele kleine Unternehmen - und damit Existenzen - werden durch die Richtlinie zerstört werden.

Arzneimittelrechtlich hochinteressant ist die Frage, wie man einen angeblich suchterzeugenden Stoff gleichzeitig als Entwöhnungsmittel darstellen kann.

JURI hat in seinen Amendments klar gemacht, dass eine schärfere Regulierung der E-Zigarette, auch außerhalb der TPD2, rechtlich nicht von Bestand sein wird. Das weniger gefährliche Instrument zur Nikotinaufnahme dürfe auf keinen Fall restriktiver reguliert werden als die gesundheitsschädliche, krebserregende Tabakzigarette. Einwände seitens JURI wurden jedoch in keiner Weise berücksichtigt. Wir in der IG-ED rechnen damit, dass es zu Klagen kommen wird, wenn Rat und Parlament ENVI folgen, gegebenenfalls werden wir uns auch einer solchen anschließen.

In diesem Zusammenhang erinnern wir uns noch gut an die Worte von Herrn Dr. Schnichels (DG-SANCO): "Egal was wir beschließen, irgendjemand klagt ja sowieso immer. Wir müssen das durchziehen, Tonio Borg will das so, das reicht als Grund."

Die E-Dampfer sind nicht gegen eine Regulierung, die dem gesunden Menschenverstand folgt. Es sollte leicht sein, eine eigene Richtlinie fürs Dampfen zu schaffen. Für die genutzten Materialen und Gemische gibt es bereits eine große Anzahl ausreichender Regulierungen und Richtlinien. Die Dampf-Konsumenten sind gerne bereit, an einer solchen "zusammenfassenden Richtlinie" mitzuwirken. Bisher war der Markt ausreichend gut selbstreguliert, Händler und Nutzer konnten gemeinsam zum Beispiel kindersichere Verschlüsse, Angabe der Inhaltsstoffe und Gefahrenhinweise auf den e-Liquids realisieren. Diese freiwilligen Vorgaben werden gut angenommen und sind am Markt flächendeckend etabliert.

Die E-Zigarette ist ein vom Tabak unabhängiges Produkt und erfordert keine Tabakkontrollmaßnahmen.

Wir appellieren an sie alle: Bitte lassen Sie bei der Abstimmung den gesunden Menschenverstand walten. Erstmals ist ein Produkt verfügbar, welches sehr erfolgversprechend den tödlichen Tabakkonsum in Europa stark verringern kann. Raucher rauchen fürs Nikotin, aber sterben am Teer.

Das regulierende Eingreifen der Politik in dieser Schärfe erfordert eine vorhandene Problematik. Diese existiert bei den E-Zigaretten nicht, soll aber – vom Tabakkonsum abgeleitet und um die WHO zufriedenzustellen – rücksichtslos und undifferenziert übernommen werden. Das Leben und das Wohlbefinden vieler Menschen liegt in Ihrer Hand, bitte tun Sie das Richtige und nutzen Sie diese historische Chance!

Wir weisen darauf hin, dass wir dieses Schreiben auf unserer Homepage und gegebenenfalls auch an anderen Orten veröffentlichen werden.

Mit freundlichem Gruß
Interessengemeinschaft E-Dampfen e. V.

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8 Gedanken zu „Ideologie statt gesundem Menschenverstand: Historische Chance auf weniger Tabakrauchtote soll torpediert werden

  1. Vielen vielen Dank für das Bemühen hier irgendwie Klarheit zu schaffen! Ich selbst bin NUR ALLEIN durch das Entdecken des Dampfens zum Nichtraucher geworden. Das ist nun über ein Jahr her und seit rund 4 Monaten dampfe ich OHNE NIKOTIN!! Ich fühlte mich sofort sehr gut Beraten, ob im Tabakgeschäft oder Online in Communities oder Foren und in Online-Fachgeschäften! Was diese Gemeinschaft an Richtlinien selbst erarbeitet und durchgesetzt hat ist ja fast Beispiellos. Das wäre mit Apotheken nicht mal in Ansatz so! Außerdem könnte man sich das dampfen dann auch nicht mal mehr leisten, denn es läuft ja nur auf maximale Gewinne raus. Es ist sehr traurig, das es nur um das Geld geht, aber nicht um die Menschen! Um die nächsten Jugendlichen, denen viele Jahre ihres Lebens genommen werden, oder Jämmerlich sterben werden, wahrscheinlich 10 Jahre zu früh an irgendwelchen Tumoren oder sowas, nur weil ein paar ( wahrscheinlich wieder nur die etwa 10% der Bevölkerung, die sowieso schon nicht mehr wissen wohin mit der Kohle) so gierig sind, oder Vorteile für sich nutzen wollen. Denkt da mal drüber nach..

  2. Sehr schön, einfühlsam und vor allem mit Herz geschrieben. Die Sache wird genau auf den Punkt gebracht. Meinen herzlichen Dank an euch liebe Köpfe der IG-ED, die ihr so unermüdlich motiviert im Namen der Dampfer kämpft. Das ist wirklich beispiellos.
    Daumen hoch – ihr seid Spitzenklasse!

    LG Moni S.

  3. Vielen Dank für Eure Bemühungen. Ich denke, neben dem entgangenen Profiten und der Tabaksteuer geht es um etwas anderes und das macht die Sache so schwierig, wenn nicht gar aussichtslos: man hat es in den letzten Jahren geschafft, die Raucher, vor allem die Zigarettenraucher, an den Rand der Gesellschaft zu stellen, ihr Verhalten als amoralisch und störend zu charakterisieren, was ja auch in vieler Hinsicht richtig ist. Nun hat sich aus diesem Kreis eine Gruppe (die Dampfer) entwickelt, die diese Bemühungen droht zunichte zu machen. Der Umgang mit Nikotin wird wieder gesellschaftsfähig. Und gerade das ist aus meiner Sicht das Problem. Die Dampfer sind der WHO im Wege und deshalb kämpft Frau Pö-La so vehement und wider alle unsere Vernunft ihren Kampf. Sich dem entgegen zu stellen, dürfte für viele Abgeordnete nicht leicht sein. Da zieht man doch vielleicht lieber „den Schwanz“ ein.
    Und: bezogen auf alle Wähler eines Wahlkreises sind die Dampfer ja nur eine verschwindende Minderheit, wir haben also auch in dieser Hinsicht keine „Drohpotential“.
    Es gibt doch in letzter Zeit mehrere politische Bewegungen, die sich gegen das undemokratische Gebahren der EU-Behörden wenden. Vielleicht könnte man hier noch Unterstützung finden.
    Herzlichen Dank für Eure Bemühungen und beste Grüsse
    Martin

  4. Ein sehr gut geschriebener Artikel! Die wichtigste Ursache wird jedoch nicht angesprochen. EU und Deutschland sind in der WHO und vertraglich gehaltem sowohl die Madrider Charta (neue Tabakprodukte sind zu verbieten) als auch die Tabakrahmenkonvention (FCTC) (Denormalisierung) umzusetzen. EU-Rat und EU-Kommission agieren auf dieser Basis. Unser Gegner ist die WHO. Solange EU und Deutschland nicht aus der WHO oder wenigstens aus der FCTC aussteigen wird die Posse weitergehen.

  5. @freierbürger: Das dürfte allen MEP bekannt sein und ist auch genau der Grund, aus dem wir uns solange auf den Kopf stellen, bis die Dampfe aus der Tabakkontrolle raus ist!

  6. @Martin Paul: Drohpotenzial ist vorhanden. Wie viele Politiker gewinnen Wahlen mit über 10% Abstand ? ein paar Prozente, die wegfallen können schon über Sieg und Niederlage entscheiden. Was noch wichtiger ist, ist was es dem Wähler zeigt. Wenn deutlich gemacht wird, dass der Politiker eher nach dem Geld schaut als nach der Gesundheit der Mitbürger, und wir das mehr Wählern klar machen können, werden möglicherweise noch ein paar Prozente den Bach runter gehen.

    Ich bin der Meinung, dass die Nichtraucher der Schlüssel zum Erfolg sind. Wir müssen die Nichtraucher davon überzeugen, dass die Dampfer keinen stören. Derzeit wird auf Spielplätzen geraucht, an Haltestellen für Öffentliche Verkehrsmittel, an sehr vielen anderen Stellen wo es Nichtrauchern nicht möglich ist, sich fernzuhalten. Überall liegen kippen auf dem Boden…. All das wäre bei e-Zigaretten kein Problem. Dampfer belästigen Nichtraucher in ähnlichem Maße wie Kaffeetrinker nicht Kaffeetrinker belästigen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir alle für die Schäden des Rauchens bezahlen müssen. Schon allein die Kosten für die Krankenkassen gehen in die Milliarden jedes Jahr.

  7. Guten Morgen Leute, ich möchte Euch einfach daran erinnern, fleißig eure Abgeordneten anzuschreiben um gegen die Arzneimittellösung zu protestieren. Ich denke, es kann auch nicht schaden, die Bundeskanzlerinebenfalls anzuschreiben. Über Abgeordnetenwatch gebe ich es auf. Meist kommt eh nur durch, wenn man Fragen hat. Ich glaube, z.Zt. sind alle Fragen erst einmal soweit beantwortet, bzw. schon gestellt. Ich schreibe die Politiker direkt an und versuche Aufklärungsarbeit zu leisten, über meine Sorge zu berichten und über mein Unverständnis. Natürlich dürfen die Links von Rursus nicht fehlen. Wenn man nicht weiß, was man schreiben soll, ich habe mir mal alle 86 Seiten bei http://www.microsofttranslator.com/bv.aspx?from=&to=de&a=http%3A%2F%2Fukvapers.org%2FThread-How-many-people-have-contacted-their-MEPs%3Fpage%3D86 durchgelesen. Dort kann man sich gute Anregungen holen und sich auch mal anschauen, was die Briten für Antworten erhalten haben von ihren Abgeordneten  Denkt daran, wie wichtig es ist, dass wir aktiv sind und unseren Politikern zeigen, dass wir wach sind und ziemlich verzweifelt. Liebe Grüße 

  8. Herzlichen Dank, das ist ein sehr schöner, sachlicher, informativer und warmherziger Atikel, der hoffentlich die Mühe wert ist und auch anerkannt wird.

    Liebe Grüße

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