Die IG-ED bei der 10. deutschen Konferenz zur Tabakkontrolle

Ein auch für uns spannendes Thema, da dieses Jahr die E-Zigarette mit auf dem Programm stand. So machte sich der Vorstand der IG-ED in Person von Gina Alt und Roland Schreiber auf, um dieser Veranstaltung beizuwohnen.

Den Auftakt machte Herr Dr. Henkler vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), der insgesamt wohl keine neuen Erkenntnisse einbringen konnte. Um unsere Integrität zu wahren werden wir abwarten, was das BfR selbst dazu veröffentlichen wird. Es wurde avisiert, dass dies voraussichtlich noch bis Ende des Jahres erfolgen könne. Die anschließenden Vorträge von Herrn Dr. Schripp und Herrn Dr. Rüther zeichneten sich durch Faktenbasiertheit, gespickt mit etwas Humor, deutlich von der sonst betriebenen Negativpropaganda ab.

Dr. Schripp hat deutlich gemacht, dass keinerlei auf die E-Zigarette zurückzuführenden Formaldehyde gefunden wurden. Die Werte waren in einem Bereich, den der Mensch auch ohne Konsum einer E-Zigarette ausatmet. Interessant war auch die Information, dass ausgeatmete Partikel sich nicht in der Luft halten, sondern sich wieder ablagern. Ein weiterer Punkt war die Partikel-Größe; so wurde festgestellt, das die E-Zigarette im Gegensatz zur Tabakzigarette keine festen Stoffe in die Umwelt abgäbe, da diese beim Dampfen vom Konsumenten absorbiert werden. Weiterhin wurde dargelegt, dass die für Tabakzigaretten anwendbaren Testverfahren zur Beurteilung von e-Zigaretten weitestgehend nicht anwendbar sind. [1]

Die Doktoren Schripp und Rüther kommen insgesamt auch zu der Erkenntnis, dass E-Zigaretten als Lifestyle-Produkt zu verstehen sind, und das AMG daher keine Anwendung finden kann. Bei einem Vortrag wurden beispielhaft einige Werbebanner von E-Zigarettenhändlern präsentiert (z.B. außerordentlich hübsche Damen, die E-Zigaretten konsumieren), welche mit den Worten "hier könne man wahrhaftig kein Arzneiprodukt erkennen" kommentiert wurden. Diese bildliche Demonstration sorgte selbst bei diesem "strengen" Zuhörerkreis für Erheiterung.

Deutliche Kritik gab es jedoch an zu emotionalen und angreifenden Debatten im Internet, hier wurde dringlichst um Versachlichung gebeten.

Mit einem Bild aus der Rauchentwöhnungstherapie zeigte Herr Rüther in seinem Vortrag auf, dass es in der Regel einen Konsum des für die Sucht verantwortlichen Stoffes Nikotin ohne die gefährlichen Folgen von Kohlenmonoxid und Teer/Kondensat nicht gibt. Da die E-Zigarette im Gegensatz dazu den reinen Nikotinkonsum ermöglicht, wurde eine gewisse Nähe zu Entwöhnungsprodukten assoziiert. Es wurde aber auch klar herausgestellt, welche Gefahr eben nicht von der Inhalation durch vernebeltes Liquid einer E-Zigarette ausgeht. Vorgestellte Ergebnisse einer Dampferbefragung zum Thema Rauchstopp konnten wir stellenweise nicht akzeptieren, da hier nicht genau zwischen den Begriffen „Rauchstopp“ und „Nikotinstopp“ differenziert wurde. Die E-Zigarette mag zur Reduzierung oder Einstellung des Tabakkonsums eingesetzt werden, in den allerwenigsten Fällen jedoch wird die Abstinenz von Nikotin oder die Änderung von Verhalten angestrebt. Am Ende meinte Dr. Rüther noch, auch wenn er als Arzt selbstverständlich niemandem zur E-Zigarette raten könne, so würde er sie seinen Patienten doch als allerletzten Versuch - wenn alle anderen Methoden erfolglos bleiben - als Alternative zum Rauchen vorschlagen. Und hier möchten wir nochmal hervorheben, dass zu ihr dann als Alternative, und nicht zur Entwöhnung geraten wird.

Der Hauptkritikpunkt aller Vorträge war die häufig unzureichende Deklarierung der Liquids. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die IG-ED zum Beispiel mit der Ausarbeitung der Liquidleitlinie auf dem richtigen Weg ist, um den Kritiken am Dampfen entgegen zu wirken.

Abschließend suchte Roland Schreiber noch das informelle Gespräch mit Frau Dr. Pötschke-Langer, die jedoch darauf verwies, dass sie für das, was die Medien aus den Informationen des DKFZ herauszulesen imstande sind, nichts könne.

Insgesamt hatten unsere Vereinsmitglieder vor Ort den Eindruck, dass eine Versachlichung der Debatte stattfindet und sich die notorisch negative Grundhaltung dem Dampfen gegenüber in gemäßigte Skepsis wandelt. Die Sorge unserer angereisten Repräsentanten, dort neue unhaltbare Vorwürfe und Falschdarstellungen präsentiert zu bekommen, bestätigte sich erfreulicherweise nicht. Man kann das Ergebnis der Konferenz aus Sicht der Dampfer durchaus als eher positive Umkehr in der Haltung der vertretenen Institutionen bewerten.

Quelle:
1. Schripp, T. et al.: Does e-cigarette consumption cause passive vaping? Indoor Air 2012, DOI: 10.1111/j.1600-0668.2012.00792.x

3 Gedanken zu „Die IG-ED bei der 10. deutschen Konferenz zur Tabakkontrolle

  1. Es ist erfreulich, dass die Diskussion um Risiken und Nebenwirkungen der e-“Zigarette” nun immerhin langsam versachlicht wird. Daher begrüße ich auch die Initiativen u.a. des VdeH, selbst Gutachten in Auftrag zu geben, um Tabak-, Pharma- und Apotheker-Lobby etwas entgegen zu setzen.

    Als volljähriger und voll zurechnungsfähiger Konsument bin ich an jeder Information über das “Dampfen” und seine gesundheitlichen Folgen interessiert, um, neben meinem eigenen subjektiven Empfinden, alle Risiken und Alternativen rational abwägen zu können.

    Vielen Dank für den guten Bericht und
    auf erfolgreiche Weiterarbeit!

  2. Vielen Dank für den Bericht und das Engagement, das ihr in die Sache steckt.

    Was ich allerdings komisch finde, ist das Zitat von Frau P.L. Hat diese Dame nicht den Aufruhr erst angezettelt mit ihrem Selbstversuch, der anschließend als Anekdote bezeichnet wurde? Ich wollte fast schreiben: “Hättet Ihr etwas mehr nachbohren sollen”, aber ich war ja nicht dabei und kann mir somit kein Urteil erlauben… Nur glauben werde ich der Dame die oben genannten Worte nicht, das nur die “Presse” schuld sei.

    Wie auch immer: Alles in allem ist das ja sehr gut gelaufen!

    Danke!

  3. Das nachfolgende Zitat aus dem o.A. Artikel, kam mir am WE wieder in den Kopf als ich bei Abgeordnetenwatch einige Fragen durchlas:

    Abschließend suchte Roland Schreiber noch das informelle Gespräch mit Frau Dr. Pötschke-Langer, die jedoch darauf verwies, dass sie für das, was die Medien aus den Informationen des DKFZ herauszulesen imstande sind, nichts könne.

    Aber für Ihre eigenen Artikel kann Frau Dr. Pötschke-Langer schon etwas, oder?

    Siehe: http://www.aerzteblatt.de/archiv/131919/Die-elektrische-Zigarette-Ein-nebuloeses-Produkt

    Es ist immer wieder lustig! 😀

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