Krebs schlägt Europa

ETHRA (European Tobacco Harm Reduction Advocates) hat eine Stellungnahme zum Plan der EU-Kommission "Europe's Beating Cancer" verfasst. Wir haben sie mit einem Begleitschreiben an die deutschen und österreichischen Mitglieder des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung (BECA) geschickt.

Hier unsere Mail:

 

Sehr geehrte Mitgliederinnen und Mitglieder des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung (BECA)!

Der Report der Kommission ist erschienen. Im Anhang finden Sie dazu eine gemeinsame Stellungnahme europäischer Verbraucherorganisationen. Die Interessengemeinschaft E-Dampfen e.V. (IG-ED) ist eine dieser Organisationen. Wir wissen nicht, was die Kommission zu diesen Empfehlungen bewogen hat, aber wissenschaftliche Erkenntnisse können es nicht gewesen sein. Nicht nur wir Verbraucher kritisieren diesen Report auf das Heftigste, auch renommierte Suchtexperten wie Professor Heino Stöver äußern harsche Kritik.

Die wissenschaftliche Lage ist eindeutig. Verschiedene Studien fanden bei krebserregenden Substanzen im Dampf sogenannter “E-Zigaretten” übereinstimmend weniger als 1 % von der Menge, die in Zigarettenrauch nachweisbar ist. Das sollte ausschlaggebend beim Thema “Krebsbekämpfung” und Schadensminimierung sein.

Über die Einschätzung des Gesamtrisikos gehen die Meinungen auseinander. Alle Experten sind sich einig, dass die e-Produkte deutlich weniger Risiken bergen als Zigarettenrauch. Lediglich bei der Einschätzung einer Größenordnung zieren sich viele und vermeiden konkrete Aussagen, indem sie sich hinter vagen Andeutungen verstecken. Von den renommierten Institutionen Public Health England und dem Royal College of Physicians kommt unabhängig voneinander die konservative Einschätzung eines Gesamt-Restrisikos von weniger als 5 %. Diese Einschätzung haben sie in den letzten Jahren unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse mehrfach bestätigt.

 

Über uns.

Zu der Zeit, als die TPD2 im EU-Parlament spruchreif wurde, waren wir Verbraucher (wenn überhaupt)  in technisch orientierten Foren organisiert. Von der politischen Seite hatten die meisten keine Ahnung und auch wenig Interesse daran. Unglaube und Entsetzen über die ersten Entwürfe machten sich breit und sorgten für die Anfänge unserer heutigen Organisationen.

Inzwischen haben wir die politischen Entwicklungen und die wissenschaftliche Studienlage genau verfolgt und stehen in regem Austausch mit Konsumentenorganisationen sowohl in Europa als auch international.

Wir (die IG-ED) sehen unsere Kernkompetenz naturgemäß beim Dampfen (sogenannte "E-Zigarette"), haben inzwischen aber auch umfangreiche Kenntnisse über andere risikoreduzierte Alternativen zum Zigarettenrauch erworben, wie zum Beispiel den traditionellen Schwedischen Snus, seiner EU-regulatorisch adaptierten Variante "Chew Bags" oder deren neue tabakfreie Alternativen ("Nikotinbeutel", "Pouches" oder "Nicopods" genannt). Natürlich wissen wir auch über die Tabakerhitzer der Tabakindustrie Bescheid, die gerne und unberechtigt mit Liquidverdampfern in einen Topf geworfen werden.

 

2013 wurden wir überrascht und ins kalte, ideologisch geprägte politische Wasser geworfen. Diesmal sind wir besser vorbereitet. Was damals im ENVI-Ausschuss ablief, kann Ihnen Dr. Liese aus erster Hand berichten.

Anlässlich einer Bundestagspetition haben wir 2016 das Buch "Hieb- und Stichfest" für die Mitglieder des damaligen Bundestags und Bundesrates zusammengestellt und herausgegeben, das überwiegend aus Beiträgen von Konsumenten besteht. Sie können es online hier lesen: https://ig-ed.org/2016/07/hieb-und-stichfest/

4 Gedanken zu „Krebs schlägt Europa

  1. Man fühlt sich machtlos und sehr, sehr wütend gegen die abnormale Arroganz und Selbstgefälligkeit dieser Kommission.

  2. Frage:
    Zitat:
    „2013 wurden wir überrascht und ins kalte, ideologisch geprägte politische Wasser geworfen.Was damals im ENVI-Ausschuss ablief, kann Ihnen Dr. Liese aus erster Hand berichten.“

    Habt ihr Kontakt zu Dr. Peter Liese?
    Dann könntet ihr ihn fragen, was ER damals 2013 gemacht bzw. gedacht hat.
    Er glaubte damals nämlich, dass dauerhafte Nikotininhalation uns alle sogar töten kann – verlangte aber gleichzeitig sichere E-Zigaretten:
    Wie ging das denn?

    Dr. Peter Liese 12.07.2013 (CDU):
    „Sie enthält Nikotin in erheblichen Mengen und man muss nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft davon ausgehen, dass die Gefäßschaden, dass heißt Schlaganfälle, Raucherbein und Herzinfarkte, bei der E-Zigarette genauso drohen wie bei der herkömmlichen Zigarette. “
    https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/hans-peter-liese/fragen-antworten/214951

    Nur 3 Tage später:
    Dr. Peter Liese 15. Juli 2013:
    „Eine Regulierung sollte meiner Meinung nach nämlich unter anderem eine Informationspflicht für die Verbraucher beinhalten. Sie sollen nicht nur qualitativ hochwertige Produkte, sondern vor allem auch sichere Produkte konsumieren.“
    https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/hans-peter-liese/fragen-antworten/214973
    Deswegen lohnt es sich, immer wieder mal in die Vergangenheit zu sehen.
    Er als Arzt ist für uns ein hilfreiches Paradebeispiel, wie unlogisch die ganze Diskussion damals war.
    Wenn man davon überzeugt ist, dass eine einzige Substanz schon tödliche Wirkung auf Konsumenten haben kann bei Dauerkonsum, kann man keine „sicheren Produkte“ verlangen.

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