Eine weitere Raucherentwöhnungsstudie versagt darin, Raucherentwöhnung zu verstehen

Carl V. Phillips hat die jüngste Glantz-Studie einer ausführlichen Autopsie unterzogen.
Todesursache: vielfältige Fehler in der Auswahl der Daten und unlogische Rückschlüsse

Wir haben für euch Carl V. Phillips Artikel im Daily Vaper übersetzt.
Wir weisen darauf hin, dass der Autor die Übersetzung nicht überprüft hat.

Der Originaltext erschien am 15.02.2018 im Magazin The Daily Vaper unter dem Titel "Another Smoking Cessation Study Fails To Understand Smoking Cessation"

Eine weitere Raucherentwöhnungsstudie versagt darin, Raucherentwöhnung zu verstehen

Carl V. Phillips

Angesichts der Tatsache, wie viel Zeit und Geld sie dafür ausgeben, verstehen Tabakkontrolleure bemerkenswert wenig von der Raucherentwöhnung.

Jüngstes Beispiel ist eine Studie des Serien- Junk-Wissenschaftlers und mutmaßlichen sexuellen Belästigers Stanton Glantz und seiner Kollegen, in der sie behaupten zu zeigen, dass Dampfen die Raucherentwöhnung behindert. In seinem angriffslustigen Bericht https://tobacco.ucsf.edu/e-cigarette-users-europe-including-england-are-less-likely-quit-smoking-conventional-cigarettes-results-challenge-phe-recommendation-e-cigarettes-be-used-hospitals über die Studie versucht Glantz, sie als Rüge gegen die jüngsten Pro-Dampf-Botschaften der britischen Regierung und ihrer Mittlerorganisationen anzubringen. In Wirklichkeit dient sie nur als eine gute Lehrübung, um herauszufinden, was die Forscher falsch gemacht haben.

Die Studie untersuchte europäische Umfragedaten ab 2014 und verglich die Prävalenz des Dampfens unter aktuellen und ehemaligen Rauchern. Die Autoren stellten fest, dass diejenigen, die gedampft oder versucht hatten zu dampfen eher aktive Raucher als Exraucher waren, im Vergleich zu denen, die nie versucht hatten zu dampfen. Daraus folgerten sie - in dem, was man nur als Parodie auf eine schlechte wissenschaftliche Folgerung sehen könnte, wenn es nicht von Tabakkontrolleuren käme -, dass Dampfen die Raucherentwöhnung hemmt.

Einer der Fehler in dieser Analyse ist ein häufiger fataler Fehler in der Forschung über die Raucherentwöhnung: Er berücksichtigt nicht die Unterschiede zwischen der Motivation der Raucher, aufzuhören, und ihrer Schwierigkeit, dies zu tun.

Die erfolgreichste Raucherentwöhnung erfolgt ohne Hilfe - ohne Verwendung eines Ersatzproduktes, eines Medikamentes oder eines offiziellen Programms - oft sofort ("kalter Entzug"), manchmal aber auch schrittweise. Aber das heißt natürlich nicht, dass das nicht unterstützte Aufhören "besser funktioniert". Diejenigen, die ohne Hilfe aufgehört haben, wären nicht daran gescheitert, wenn Sie es mit Dampfen oder Beratung als Teil ihres Aufhörversuches probiert hätten. Menschen, die ohne Hilfe mit dem Rauchen aufhörten sind erfolgreich, weil sie ausreichend motiviert sind (und daher das Gefühl haben, dass sie kein Werkzeug brauchen) und ihre Abhängigkeit vom Nikotin oder anderen Aspekten des Rauchens nicht unüberwindbar ist (also wollen sie keinen Ersatz).

Jedes Rauchstopphilfsmittel - NRT, Beratung, Dampfen, etc. – kommt schlecht weg, wenn eine Studie, wie die von Glantz, nicht unterstützte Rauchabstinente und diejenigen, die Hilfe suchen, zusammenwirft.

Weniger bereit zu sein das Rauchen aufzuhören (aufgrund von Motivation und Abhängigkeit), macht es für jemanden wahrscheinlicher, ein Hilfsmittel auszuprobieren. Wenn man nur die nichtunterstützten Rauchabstinenten aus der Analyse herausnimmt und ausschließlich den Erfolg der verschiedenen Hilfsmethoden vergleicht, kann dies zu einem Großteil korrigiert werden.

Wenn das erledigt ist, sieht die Umstellung auf das Dampfen (und auch auf rauchfreien Tabak) im Vergleich zu den anderen Optionen sehr gut aus. Es wird immer noch Unterschiede in der zugrundeliegenden Chance geben, bei verschiedenen Hilfsmethoden aufzuhören, aber dieser minimale, einfache Schritt löst einen Großteil des Problems.

Ein eklatanter und ulkiger Fehler ist die Wahl der Ergebnismessungen. Jeder, der Stand 2014 ein ehemaliger Raucher war, wurde als Erfolg gewertet. Viele, vermutlich die meisten, hatten fünf oder mehr Jahre zuvor mit dem Rauchen aufgehört. Sie konnten nicht gedampft haben, bevor sie mit dem Rauchen aufgehört haben, aber sie werden immer noch als "erfolgreich beendet ohne Dampfen" gezählt. (Diejenigen, die mit epidemiologischen Methoden vertraut sind, könnten erkennen, das dies dem "immortal-person-time-error“ https://academic.oup.com/aje/article/167/4/492/233064 gleicht). Der Fehler ist vergleichbar mit der Beobachtung, dass der größte Teil der Literatur nicht am Computer erstellt wurde, und wir sollten daher Schreibmaschinen oder Federkiele verwenden.

Ein paar ehemalige Raucher könnten versucht haben zu dampfen, lange nachdem sie mit dem Rauchen aufgehört hatten, aber die meisten wohl nicht. Darüber hinaus verdeutlicht diese Tatsache noch einmal die Fehler der Analyse. Wenn jemand mit dem Rauchen aufhört und dann das Dampfen ausprobiert, sollte ihr Dampfen nicht die Ergebnisse einer Analyse der Raucherentwöhnung überhaupt beeinflussen. Aber in diesem Fall ist das so.

Das vorhergehende Problem verursacht vermutlich die meiste Beeinflussung in den Resultaten, aber es gibt einen sogar offensichtlicheren Fehler in den Studienmethoden. Wir wissen, dass jeder, der tatsächlich aufhörte, wirklich aufhören wollte. Wir wissen auch, dass jeder, der Rauchstopp-Medikamente oder die Beratung beim Aufhören einsetzt, aufhören will.

Aber das trifft nicht zu, wenn es um Dampfen geht. Manchmal ist Dampfen ein Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, aber einige Raucher wollen es einfach nur aus Neugierde ausprobieren oder versuchen, einen teilweisen Ersatz zu finden. Somit sind Dampfer natürlich weniger bereit mit dem Rauchen aufzuhören, als Leute, die mit dem Rauchen ganz aufgehört haben.

Der vorige Satz ist keine Übertreibung der Absurdität der Glantz-Methoden. Oftmals ist es sinnvoll, darüber nachzudenken, was die gleichen Methoden zeigen würden, wenn sie auf unterschiedliche Daten angewendet würden.

Stellen Sie sich einen Marketingspezialisten für Starbucks vor, der eine ähnliche Analyse durchführt und zu dem Schluss kommt, dass der Besuch eines Indie-Coffee-Shops dazu führt, dass jemand wahrscheinlicher ein regelmäßiger Starbucks-Kunde ist. Selbstverständlich existiert die beobachtete Verbindung: Das Interesse am Trinken des Kaffees (welche Methode auch immer verwendet wird, um ihn zu bekommen), schwankt; die meisten Starbucks Anhänger bekamen Kaffee irgendwo, bevor ein Starbucks in ihrer Nachbarschaft öffnete; und engagierte Starbucks Kunden versuchen vermutlich ein neues Indie, selbst wenn sie nicht vorhaben wechseln zu wollen. Die Realität ist natürlich, dass Indies Starbucks das Geschäft wegnehmen, trotz der Verknüpfung in den Daten.

Wenn der Marketingspezialist nun Starbucks dazu drängen würde, für seine Indie Konkurrenten Werbung zu machen und behaupten würde, dass dies das Geschäft ankurbeln würde, würde er vermutlich nicht lange in seinem Job bleiben. Schlechte Ratschläge, die auf komisch schlechten Forschungsergebnissen beruhen, werden selten geschätzt.

Ausser bei der Tabakkontrolle - dort ist es im Grunde die Stellenbeschreibung.

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