Heavy Metal aus der Dampfe?

Eine Studie aus den USA zeigt vor allem eines: Schlechtes Studiendesign und mutwillig falsche Interpretation der Ergebnisse sind kein Hinderungsgrund bei der Veröffentlichung..

Die Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health hat eine Studie veröffentlicht, welche das Aerosol von E-Dampfgeräten untersucht und darin diverse Metalle gefunden hat. Dieses Ergebnis wird weltweit von den Mainstreammedien als auch von den “Tabakkontrolleuren” über die Maßen aufgebauscht. Link zur Studie: https://ehp.niehs.nih.gov/ehp2175/
Ein “Fachlaie” merkte dazu an:

“Neben dem völlig absurden Vergleich der Konzentrationen in den jeweiligen Zuständen der (nicht dokumentierten) Liquide (Flasche, Tank, Aerosol) mit den NAAQS-Grenzwerten der zulässigen Konzentration in der Atemluft (es fehlt – vermutlich mit Absicht – hier die Faktorisierung mit dem Verhältnis der durchschnittlich täglich inhalieren Luftmenge zu der inhalierten täglichen Menge an Aerosol), hat die Studie noch sehr viele andere strukturelle Fehler, die eine Wiederholung der Testergebnisse unter kontrollierten Ausgangswerten unmöglich machen und somit den wissenschaftlichen Aussagewert nihilieren. Ganz gravierende Mängel sind die fehlende Dokumentation und unzulässige Verallgemeinerungen zu den Eckdaten der benutzen Geräte (Typ, Hersteller und Modell des Akkuträgers, dokumentierte Leistungskurven am 510er, Modus der Steuerungssoftware), des benutzten Verdampfers (Wicklungstyp, Hersteller, Modell, metallurgische Analyse/Beschreibung des Materials), eine detaillierte Beschreibung der eingesetzten Wicklung (Bauart, Drahtsorte, Masse, Widerstand) und Wattierung / Saturierungmaterial (Watte/ Geflecht/ Silikatschnur und deren chemische Zusammensetzung) sowie die völlig mangelhafte/ nicht existierende Dokumentation zu den verwendeten Liquiden/ Blindversuchsbasen (Hersteller, Sorte, Inhaltsstoffangaben, Viskosität).

Zudem wurde die Aerosol-Erzeugung (außer bezüglich der aufgefangenen Volumen und Intervalle) nicht oder unzulänglich geräteseitig dokumentiert (Spannungswerte haben bezüglich der an der jeweilig unterschiedlichen Wicklung erzeugten Dampfdrücke- und Volumen KEINE Aussagekraft, hier hätte NUR die erzeugte Leistung an der spezifischen Wicklung den Status einer validen Vergleichsvariable), was in fehlerhaften (manuell vom Laboranten/ Feldlaboranten/ Anwender ausgeführten) Puff-Intervallen resultieren kann und die Gefahr von falsch-positiven Werten z.B. durch Überhitzen der Wicklung (beim Trockenfallen/ zu hohen Leistungen) beinhaltet. Zudem wurde eine mögliche Kontamination des Versuchsaufbaus zwar durch eine Ablufthaube begrenzt, jedoch eine Verunreinigung der zugeführten Luft nicht durch eventuelle Filterung ausgeschlossen, was eine weitere Diskrepanz zum wissenschaftlichen Arbeiten darstellt.

Sicherlich ist die benutzte Methode der Aerosol-Kondensation eine technische Innovation und die chemische Probenanalyse (sonderbarerweise in Graz und nicht in Maryland durchgeführt) beanstandungslos, jedoch alleine damit lassen sich die gravierenden Mängel beim Studienaufbau NICHT überdecken – ohne Evaluierung der gerätespezifischen (in der Gesamtheit aus Akkuträger, Verdampfer und Wicklung) und mediumspezifischen (hier der verschiedenen Liquide) Variablen und deren Faktorisierung in die Betrachtung der Messungsergebnisse basieren die vorgelegten Messdaten auf unzulässigen Verallgemeinerungen.

Es wäre zwar aufwendig, aber nach vorheriger Marktanalyse nicht unmöglich eine repräsentative Auswahl an Akkuträgern (theoretisch unnötig, da eine Emission/ Probenverunreinigung durch diese statistisch eher unwahrscheinlich ist) – respektive ein den Testzwecken entsprechend in allen Parametern skalierbares Standardmodell – und Verdampfern, sowie im Fall von Selbstwicklern mit einer Auswahl an Drahtsorten und/oder marktrelevanten Coil-Bauarten sowie marktrelevanten Wattesorten/ Saturierungsmedien zusammenzustellen und diese zunächst mit aromenfreien Basen (handelsübliche und marktrelevante Mischungen, beziehungsweise laborseitig steril erzeugte eigene Mischungen in relevanten Zusammensetzungen) zu betreiben, um alleine eventuelle Emissionen durch den Tank/ Verdampfer und die Wicklung zu messen. Dazu müssten wiederum je nach unterschiedlichen Versuchsaufbau wiederholbare standardisierte Testreihen durchgeführt werden, deren Daten danach NUR mit Beachtung der jeweiligen Parameter ausgewertet werden können.

In Summa mangelt es der Studie an belastbaren Aussagen nicht nur durch die unzulässigen Abstraktionen sondern eben auch durch unzulässige Simplifizierungen, Auslassungen und fehleranfällige Vorauswahl und Umsetzung der Versuchsreihen.”

 

Weiter noch eine übersetzte Erläuterung und Kommentar von Dr. Konstantinos Farsalinos:

“Für diejenigen, die Fragen zu der neuesten Studie über die Metallemissionen von E-Zigaretten haben, hier meine Anmerkung:

Die gefundene “signifikante Menge” an Metallen, von der die Autoren berichten, wurde in Mikrogramm/kg gemessen. Tatsächlich sind sie so niedrig, dass ich für einige Fälle (Chrom und Blei) ausgerechnet habe, dass man mehr als 100 ml pro Tag dampfen müsste, um die FDA-Grenzwerte für die tägliche Einnahme von Inhalationsmedikamenten zu überschreiten. Die Autoren verwirren wieder einmal sich selbst und alle anderen, indem sie Grenzwerte für einzelne Atemzüge anwenden und diese auf das Dampfen übertragen. Jedoch nehmen Menschen mehr als 17.000 (tausend) Atemzüge pro Tag, aber nur 400-600 Züge pro Tag von einer E-Zigarette.”

Quelle: https://www.facebook.com/konstantinos.farsalinos/posts/946656432152775

Dr. Farsalinos hat selbst 2015 eine Studie zu diesem Thema durchgeführt, in der festgestellt wurde, dass die Metallemmisionen deutlich unter sämtlichen Grenzwerten liegen (wie auch bei dieser, wenn man denn richtig gerechnet hätte). http://www.mdpi.com/1660-4601/12/5/5215/htm

 

Und auch Paul Barnes kritisiert Studie und Studiendesign, denn zum einen wurden bei der direkten Probennahme keine Verunreinigungen der Probenbehälter systematisch ausgeschlossen. Zum anderen entsprachen auch die Zuglänge- und Zeit überhaupt nicht der eines Menschen. Dadurch kann es zur Überhitzung der Wicklungen gekommen sein, da diese normalerweise stark durch den Luftzug gekühlt werden.

https://factsdomatter.co.uk/2018/02/27/another-round-of-bullshit-bingo/

 

Außerdem, möchten wir hier hinzufügen, führt der geringere Unterdruck in der Versuchsanordnung zu einem erhöhten Siedepunkt der Liquid-Bestandteile und macht den Vergleich zwischen Probenentnahme und tatsächlicher Inhalation noch schwieriger, wenn nicht gar unmöglich.

Und schließlich für die, die des Englischen mächtig sind, eine Analyse auf Reddit, die ebenfalls zu einem vernichtenden Urteil kommt:
https://www.reddit.com/r/electronic_cigarette/comments/7zpokn/smear_tactic_against_vape_industry_alert/

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Metalle im Dampf gefunden wurden, aber weit unterhalb aller Grenzwerte und es ist nicht einmal sicher, ob diese Metalle aus dem Dampf, der Umgebungsluft oder den Probebehältern stammen. Und dass an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health scheinbar nicht alle gut in Mathe sind.

4 Gedanken zu „Heavy Metal aus der Dampfe?

  1. Ich habe auch das Gefühl, dass die E-Zigarette in letzter Zeit gerne benutzt wird, um etwas Gutes viel schlechter dastehen zu lassen.

  2. Ich will nicht näher auf diesen Bericht eingehen, da er so gut oder so schlecht ist, wie Millionen andere auch. Ich dampfe gerne und es hat mir geholfen, bis auf wenige Einzelfälle von der Zigarette wegzukommen. Aber eine Verunsicherung bleibt, was nicht zuletzt auch einer leichten Überheblichkeit in der Dampfergemeinde zu verdanken ist, die häufig auch sehr einseitig berichtet. Als Anfänger wird man förmlich erschlagen von Informationen, die man sich mühselig zusammensuchen muss. Egal ob es hier um Technik, Liquids. etc geht. Drähte aus Nickel, Edelstahl, Titan. Alien, Juggernaut, usw, usw. Ist jemand wirklich in der Lage, bei der mittlerweile unendlichen Auswahl an Liquids, die Gefahren vernünftig und unvoreingenommen zu erläutern? Wer ist in der Lage, die angehenden Neudamfer an die Hand zu nehmen und ihn fundiert und mit relativ verständlichen Worten über Auswahl und Zusammenhänge, angefangen vom Mod, über Clearomizer, Atomizer, Coildecks, Drähte, Ohmvarianten, Liquids, Basen, Nikotingehalt und dessen Gefahren, usw aufklärt. Die Aufzählung ist nicht vollständig, aber die Richtung sollte klar sein. Da heute jeder sein eigenes Süppchen brauen kann, gehören Liquids, Aromen, Nikotinshots und Basenfür mich eindeutig klassifiziert und in Grenzen reglementiert. Gerade was den Nikotingehalt und die damit verbundenen Gefahren angeht, sollte dokumentiert sein. Ich kenne einige Leute, die sich über die Dämpfe 18 mg/ml reingepfiffen und zwischendurch noch am Glimmstängel gezogen haben. Das Resultat! “Dampfen bekommt mir nicht”, also weg damit!

  3. Als Antwort auf V. Uhlenbrock:
    Zugegeben, Dampfen ist anfangs umständlicher als Rauchen – daher sollten sich Dampfanfänger und Umsteigewillige unbedingt in einem geeigneten Fachgeschäft beraten lassen.
    Zu Ihren Bedenken: Die Liquids , deren Herstellung und deren Bestandteile werden nach Tabakerzeugnisverordnung (TabakerzV) und Lebensmittelrecht streng reglementiert und kontrolliert – ebenso sind auch alle anderen Bestandteile von Dampfgeräten sechs Monate vor der Markteinführung in DE bei den Behörden mit ausführlichen Untersuchungsergebnissen zu Inhaltstoffen, Nikotinabgabe, Reinheit etc. anzumelden. Das sind die gleichen strengen Vorgaben, die z.B. auch für Kosmetikprodukte gelten.

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